Silvis Balkongarten 2014

Zuckererbsen, Mangold und Pflücksalat

Zuckererbsen, Mangold und Pflücksalat

Letztes Jahr ist es in meinem Blog verdächtig ruhig gewesen, gerade auch in der Kategorie Blumen. Nicht etwa, weil ich am Gärtnern die Lust verloren hätte. Nein, im Gegenteil, ich war so mit Gärtnern beschäftigt, dass zum Schreiben keine Zeit mehr blieb. Letztes Jahr habe ich nämlich das Gemüsegärtnern entdeckt. Während jahrelang eine einsame Stevia die einzige Nutzpflanze auf meinem Balkon war, eroberten sich 2013 zwei Cherrytomatenpflanzen mein Herz. Und letztes Jahr gab es dann kein Halten mehr: eine Tomatenpflanze und zwei Cherrytomaten, Zuckererbsen, gelb- und rotstieliger Mangold, gelbe Chilis, Radieschen, Rucola, Schnittsalat, Hirschhorn-Wegerich, knallorange äthiopische Auberginen und zwei Andenbeeren. Das letzte Eckchen habe ich noch bepflanzt. Max musste sich auf dem Balkon immer in Acht nehmen, dass ich nicht Rüebli in seinen Ohren zog.

Kräutergarten in umgedrehten Milchflaschen

Kräutergarten in umgedrehten Milchflaschen

Auf den zwei Fensterbrettern vor den Wohnzimmernfenstern zog ich diverse Kräuter in umgedrehten Milchflaschen. Für den Kräuterbedarf von zwei Personen reicht diese geringe Anbaufläche bestens aus. Auf die Idee mit den Milchflaschen kam ich, weil der Zwischenraum zwischen Gitter und Fenster für konventionelle Töpfe zu schmal ist und die Behälter mindestens so hoch wie das Gitter sein müssen. In den Milchflaschen gedieh Schnittlauch, Bohnenkraut, Südseeknoblauch, Thymian, Rosmarin, Salbei, roter und grüner Basilikum, Currykraut, Dill und Schokoladenminze. Nur der Muskatellersalbei erwies sich als zu gross für die Flasche und wurde Mitte Saison auf die Dynasoft-Terrasse verpflanzt. Daneben gab es auf dem Balkon noch einen Topf mit Lavendel und einen mit Pfefferminze. In Mischkultur mit diversen Gemüsesorten wuchsen Petersilie, Indianermelisse und Kapuzinerkresse. Von meiner Cousine brachte ich eine Staude Zitronenmelisse mit (Giersch inbegriffen).

Äthiopische Aubergine, ebenso hübsch wie bitter

Äthiopische Aubergine, ebenso hübsch wie bitter

Blühende Andenbeere

Blühende Andenbeere

Bei der Ernte überzeugte nicht alles: Es soll ja Leute geben, die Hirschhorn-Wegerich mögen. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Die äthiopischen Auberginen, eine selbst angezogene Pro-Specie-Rara-Sorte, sind zwar ein Hingucker, aber essen kann man sie nur, wenn man sie früh erntet und dünn geschnitten mit viel scharfem Grillgewürz in Olivenöl anbrät. Ansonsten sind sie einfach zu bitter.

Die Andenbeeren hätten zwar geschmeckt, aber wegen der langen Reifedauer haben sie es trotz des langen warmen Herbstes grösstenteils nicht mehr geschafft. Die Setzlinge, die ich am Umwelttag geschenkt bekam, waren einfach noch zu klein, um bis Ende Saison reife Früchte zu produzieren. Aber die samtigen Blätter, die gelbbraunen Blüten und die hübschen grünen Lampions waren das Experiment wert. Die kleinere der zwei Pflanzen habe ich im Wohnzimmer durch den Winter gerettet. Vielleicht wird es dieses Jahr etwas mit reifen Beeren.

Die grüne Fleischtomate, eine alte Sorte mit dem klingenden Namen Aunt Ruby German Green, lieferte nur ein paar (allerdings grosse) Tomaten, aber dafür was für welche! Geschmacklich die beste Tomate, die ich je gegessen habe – mit frischem Zitronengeschmack, trotzdem süss und mit knackigem Biss.

Aunt Ruby German Green, die beste Fleischtomate aller Zeiten

Aunt Ruby German Green, die beste Fleischtomate aller Zeiten

Tomatenvielfalt vom Balkongarten

Tomatenvielfalt vom Balkongarten: süsse Cherrytomaten und gelbe Rundtomate

Auch die andern Tomaten, eine gelbe Rundtomate, deren Samen ich von einer Arbeitskollegin erhalten hatte, und eine wunderbar süsse rote Cherrytomate lieferten ansehnlichen und schmackhaften Ertrag.

Meine absoluten Lieblinge waren die Zuckererbsen. Als roh essbares, zuckersüsses Naschgemüse sind sie die idealen Pflanzen für den sonnigen Stadtbalkon. Und es ist eine Freude, den agilen Ranken zuzusehen, wie sie nach jedem Halt greifen. Nur schade, dass die Saison so kurz ist und Mitte Juli die letzten Schoten abgeerntet waren.

Die gelben, länglichen Chilis entwickelten sich nach einem schwachen Start unerwartet erfreulich und lieferten weit in den Herbst hinein mittelscharfe Früchte. Auch bei ihnen handelte es sich um eine Pro-Specie-Rara-Sorte namens „Gelber Elefantenrüssel“. Ebenso erfreulich wucherte der Rucola, den ich als Nachsaat aus einem Politwerbe-Samentütchen der Grünen zog. Mit solchen Geschenken lasse ich mir Werbung gefallen. Der Rucola war knackig, schmackhaft und winterhart, so dass wir immer noch davon essen, auch wenn er inzwischen am Blühen ist. Ich hoffe, dass ich davon ein paar Samen ernten kann.

Walderdbeeren mit Napoleon-Allüren

Walderdbeeren mit Napoleon-Allüren

Die Walderbeeren, die ich allesamt aus einer einzigen reifen Frucht aus dem Wald gezogen habe, versuchten auch 2014, mittels Ablegern ihre Invasion fortzusetzen und meinen Balkon zum Erdbeerland zu machen, was ich mit kräftigem Rückschnitt zu verhindern versuchte. Allerdings übersah ich lange Zeit, dass sie sich beharrlich auf den Balkon unter mir vorarbeiteten. Als ich im Herbst einmal auf dieser Seite nach unten blickte, stellte ich erschrocken fest, dass sie den Boden des unteren Balkons schon fast erreicht hatten.

Mischkultur war mein Gartenthema 2014. Ich ackerte unzählige Listen und Empfehlungen durch, baute meine Pflanzendatenbank entsprechend aus und experimetierte mit den verschiedenen Kombinationen. Tomaten und Cherrytomaten kombinierte ich mit Petersilie und Tagetes, im anderen Behälter mit Basilikum und Radieschen und im dritten Gefäss mit Pflücksalat und Tagetes. Erbsen, Pflücksalat und Mangold, später Hirschhornwegerich und ganz zuletzt Rucola wuchsen in derselben Kiste, wobei ich zwecks Schädlingbekämpfung noch eine Tagetes dazupflanzte. Einzig beim Chili hatte ich den Eindruck, dass er den Mangold nicht wirklich mochte, Anfänglich war er ziemlich kümmerlich, besonders jene Pflanze, die näher am Mangold stand. Laut Literatur sollte sich Mangold eigentlich mit fast allem vertragen. So richtig gedieh mein Elefantenrüssel erst, als die Mangoldsaison vorbei war und ich die Pflanze aus dem Korb entfernte.

Mischkultur Tomaten mit Basilikum und Radieschen

Mischkultur Tomaten, Basilikum und Radieschen

Mischkultur Tomaten mit Petersilie und Tagetes

Mischkultur Tomaten mit Petersilie und Tagetes

Mischkultur Tomaten mit Tagetes und Pflücksalat

Mischkultur Tomaten mit Tagetes und Pflücksalat

Leuchtend orange Kapuzinerkresse

Leuchtend orange Kapuzinerkresse

Auch Blumen hatte ich einige: nicht nur jene, die ich zwecks Mischkultur zog wie Tagetes, Ringelblumen und Kapuzinerkresse. Löwenmäulchen und Ackerrittersporn ziehen sich auf meinem Balkon seit mehreren Jahren quasi selbst, ohne grosse Aufmerksamkeit meinerseits. Ebenso zwei Hundsröschen, von denen das eine tatsächlich dieses Jahr das erste Mal blühte. Venus-Frauenspiegel, dieser seltene Gast, blühte ebenfalls. Das mehrjährige Mutterkraut wuchert fröhlich vor sich hin, so dass ich jeden Frühling zahlreiche Pflänzchen verschenken (oder vernichten) kann, die sich in anderen Töpfen verirrt haben. Moschusmalve und Bechermalve erfreuten mein Auge ebenso wie die rote Canna Indica. Eine rosafarbene Moschusmalve hat sich selbst angesiedelt und erweist sich als ebenso blühfreudiger wie robuster Gast.

 

 

Die Chilipflanzen mochten den Stielmangold nicht

Die Chilipflanzen mochten den Stielmangold nicht

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