Da dieses Jahr die Stevia auf meinem Balkongarten Gesellschaft von anderen Nutzpflanzen erhalten hat, – Salbei, Pfefferminze, Cherrytomaten und Schnittsalat – wird Dünger plötzlich zum Thema. Aber Dünger zu kaufen widerstrebt mir. Hier die Resultate meiner Webrecherche, was Pflanzen, insbesondere Tomaten, denn eigentlich als Nährstoffe benötigen und wie man mit Hausmittelchen diesen Düngebedarf abdecken kann.
Welche Nährstoffe benötigen Pflanzen?
Die drei wichtigsten Nährstoffe für Pflanzen sind Kalium, Stickstoff und Phosphor. Die folgende Liste zeigt auf, wozu die wichtigsten Pflanzennährstoffe dienen:
- Bor: Zellbildung, Zellenfunktion, Calciumverwertung, Blüten- und Fruchtbildung; Achtung: je nach Pflanze kann Bor schnell toxisch wirken.
- Eisen: Bildung von Chlorophyll
- Kalium: festigt die Zellen, stärkt die Abwehrkraft, fördert bei Tomaten den guten Geschmack
- Kupfer: Photosynthese, Befruchtung, Pollenbildung
- Magnesium: Bildung von Chlorophyll
- Mangan: Stabilität
- Molybdän: Enzyme, Umwandlung von Nitraten zu pflanzenverfügbarem Stickstoff, erhöhter Bedarf bei Hülsenfrüchten
- Natrium: Bildung von Fructose und Umwandlung in Glukose, CO2-Aufnahme bei C4-Pflanzen wie Amaranth
- Phosphor: Bildung von Blüten und Früchten
- Silizium: Baustein der Zellwände
- Stickstoff: Wachstum
- Zink: Wachstum und Blütenbildung
Quellen für diese Liste:
Vorbemerkung zu Natrium
Es erstaunt vielleicht, dass Natrium hier als Düngemittel erscheint, wird es doch normalerweise eher mit versalzenden Böden in Verbindung gebracht und und somit als pflanzenschädigend eingeschätzt. Ob ein Mangel oder ein Überfluss an Natrium im Boden vorhanden ist, hängt vor allem vom Klima ab. In Gegenden mit feuchtem Klima kommt es durch Auswaschung mit dem Regen zu Natriummangel. In trockenem oder Wüstenklima erfolgt dagegen durch die Verdunstung der Transport von unten nach oben, so dass es zu der gefürchteten Versalzung von Böden kommt. Natrium als Dünger scheint vor allem in der Erwerbslandwirtschaft eine Rolle zu spielen, z.B. für Zuckerrüben.
Quelle:
Hausmittel und ihre Inhaltstoffe
Mulchen mit Rasenschnitt
Tatsächlich war das die erste Massnahme für alle meine Balkonpflanzen, und getroffen habe ich sie vor allem, um das Austrocknen der Erde in den Töpfen zu vermeiden. Zum Rasenschnitt kam ich im nahe gelegenen Park, in dem das geschnittene Gras einfach liegen gelassen wird. Da sich das Mulchmaterial aber allmählich zersetzt, hat dies auch einen Düngeeffekt.
Inhaltsstoffe
- Stickstoff
Kaffeesatz
Kaffeesatz sollte man möglichst getrocknet verwenden, da er in feuchtem Zustand leicht schimmelt.
Inhaltsstoffe
Die Inhaltsstoffe im Kaffeesatz sind abhängig davon, wie der Kaffee aufgebrüht wird (Espressomaschine, Filterkaffee etc). Meine heissgeliebte Espressokanne schneidet dabei am schlechtesten ab: nur bei dieser Zubereitungsart blieben keine bioaktiven Stoffe wie Koffein mehr übrig!
- Antioxidantien
- Kalium
- Phosphor
- Stickstoff
Ausserdem ist Kaffeesatz leicht sauer.
Quellen:
Hefe / abgestandenes Bier
Hefe enthält zahlreiche Stoffe, die dem Pflanzenwachstum förderlich sind. Wenn abgestandenes Bier als Giesswasser empfohlen wird, dann dürfte das ebenfalls vor allem wegen der Hefe der Fall sein.
Inhaltsstoffe
- Eisen
- Kalium
- Kalzium
- Natrium
- Phosphor
Quellen:
Brennesseln
Brennesseln werden im biologischen Gartenbau v.a. als Frischsud (mit Wasser 24 Std. stehen lassen) und als Jauche verwendet. Während der Frischsud vor allem der Bekämpfung von Schädlingen dient, nutzt man die übel riechende Jauche als Dünger. Auf einem Balkon kann man die Geruchsemissionen der Jauche seinen Nachbarn kaum zumuten, deshalb trockne ich die Brennesseln an der Sonne und zerreibe sie dann mit den Fingern. Dieses Brennesselpulver streue ich rund um meine Nutzpflanzen auf die Erde. Allerdings werden in der Jauche durch chemische Prozesse Stickstoff und Spurenelemente herausgelöst, so dass die Wirkung getrockneter Brennesseln nicht dieselbe ist.
Inhaltsstoffe
- Kalzium
- Magnesium
- Silizium
- Stickstoff
Brennesseln wirken ausserdem antibakteriell, sie wurden deswegen früher zum Einwickeln von Milchprodukten verwendet.
Holzasche
Asche von unbehandeltem Holz kann ebenfalls als Dünger eingesetzt werden.
Inhaltsstoffe
- Phosphor
- Kalium
- Kalzium
- Magnesium
Quellen:
Urin
Während sich am Horizont langsam das Katastrophen-Szenario von Peak Phosphor abzeichnet, wird Urin als Düngemittel allmählich salonfähig. In diese Richtung geforscht wird unter anderem bei meinem ehemaligen Arbeitgeber EAWAG. Aber natürlich sollte man darauf achten, dass der Urin frei von Hormonen (Pille) und Medikamenten ist.
Inhaltsstoffe
- Kalium
- Phosphor
- Stickstoff
Quellen:
Bananenschalen
Will man Bananenschalen als Dünger verwenden, dann sollte man nur biologische Bananen nehmen.
Inhaltsstoffe
- Kalium
- Stickstoff
Quellen:
Schafwolle
Neuerdings werden für den biologischen Gartenbau auch Tierhaare zu Dünger verarbeitet, z.B. Schafwolle. Diese sollte allerdings nicht entfettet oder auf andere Art behandelt sein. Vermutlich fängt solche Wolle an zu stinken, wenn man sie nicht genug tief in die Erde einarbeitet. Im Prinzip kann man auch Menschenhaar zum Düngen nehmen, allerdings bezweifle ich, dass das bei all den Zusätzen in Shampoos eine gute Idee ist.
Inhaltsstoffe
- Kalium
- Magnesium
- Phosphor
- Stickstoff
Quellen:
Eierschalen
Eierschalen enthalten – wen wundert es – vor allem Kalk. Allerdings zersetzen sie sich extrem schlecht. Die Schalen etwas zu zerbröseln und so unter die Erde zu mischen, ist deshalb nutzlos. Wenn ich Eierschalen einsetze, dann mahle ich sie mit einer alten Kaffeemühle zu feinem Staub. Nur so kann das Kalzium von den Pflanzen in nützlicher Frist aufgenommen werden.
Allerdings wohne ich in einer Gegend, wo das Wasser eher hart ist. Wenn ich mit Leitungswasser giesse, dann dürfte schon mehr Kalk enthalten sein, als die meisten Pflanzen benötigen.
Inhaltsstoffe
- Eisen (wenig)
- Kalium (wenig)
- Kalzium
- Magnesium (wenig)
- Phosphor (wenig)
Quellen:
Eierwasser
Das Wasser, das man zum Kochen von Eiern verwendet, enthält anschliessend Mineralien.
Inhaltsstoffe
Siehe Eierschalen
Quellen:
Kartoffelwasser
Werden Kartoffeln ohne Salz gekocht, dann kann man das abgekühlte Wasser anschliessend zum Düngen verwenden. Obwohl Kartoffelwasser von vielen Stellen als guter Pflanzendünger empfohlen wird, findet sich erstaunlicherweise kaum Information darüber, was eigentlich an Nährstoffen darin steckt. Sicher ist Stärke darin, gemäss www.rd.com soll dies die Aufnahme von Nährstoffen in der Pflanze fördern. Ansonsten ist zu hoffen, dass von den Inhaltsstoffen der Kartoffel im Kartoffelwasser etwas übrig bleibt (in der Liste mit Fragezeichen gekennzeichnet)
Inhaltsstoffe
- Kalium
- Magnesium?
- Phosphor?
- Zink?
Quellen:
- www.zuhause.de
- http://www.rd.com/home/gardening/use-recycled-cooking-water-to-feed-your-garden/
- http://www.thedailyspud.com/2011/01/16/potatoes-nutrition-facts/
Verdünnte Milch
Verdünnte Milch ist reich an Kalzium und weiteren Mineralstoffen, deshalb lohnt es sich, Milchtüten mit kaltem Wasser auszuspülen und dieses Gemisch als Dünger zu verwenden. Tomaten soll verdünnte Milch sogar vor Pilzen schützen. Biomilch soll übrigens weniger Kupfer und Zink enthalten als konventionelle Milch.
Inhaltsstoffe
- Kalium
- Kalzium
- Kupfer
- Magnesium
- Phospor
- Zink
Quellen:
Reste von Fuss- und Zehennägeln
Statt Hornspäne zu verwenden, die meist aus Asien und aus zweifelhafter Tiefhaltung stammen, kann man die eigenen Schnippsel von Fuss- und Zehennägeln als langfristigen Stickstoffdünger verwenden.
Inhaltsstoffe
- Stickstoff
Quellen:
Grüntee
Die Überreste von Grüntee nach dem Aufguss sollte man nicht entsorgen, sondern als Dünger verwenden (besonders für Himbeeren), denn sie enthalten viel Eisen.
Inhaltsstoffe
- Eisen
Quellen:
- http://www.gruenertee.de/wirkung/eisenmangel/
- https://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20130916071737AAEfKJf (Himbeeren)
Tomaten düngen
Tomaten benötigen gemäss dem Merkblatt „Biologischer Anbau“ einen humus- und nährstoffreichen, leicht sauren Boden mit einem pH-Wert von 5.5 bis 7. Kaffeesatz eignet sich deshalb als Dünger, weil er den Boden leicht sauer macht. Tomaten sind Starkzehrer, zumindest dann, wenn man einen ordentlichen Ertrag möchte. Es geht zwar auch anders, aber auf Kosten des Ertrags: in Österreich gibt es einen Betrieb, der auf alte Tomatensorten spezialisiert ist und auf Treibhäuser, Ausgeizen, Bewässern und Düngen gänzlich verzichtet. Die Erträge pro Quadratmeter betragen allerdings nur einen Bruchteil dessen, was ein Biobetrieb oder ein konventioneller Anbau zustande bringt.
Am Anfang benötigen Tomatenpflanzen vor allem Nährstoffe fürs Wachstum. Verschiedentlich wird dafür empfohlen, das Pflanzloch mit Brennesseln und Hefe auszupolstern. Der Stickstoff fördert das anfängliche Wachstum.
Anzeichen für Kaliummangel bei Tomaten: Blattränder werden blass und Früchte reifen unterschiedlich schnell (Quelle). Bekämpfen lässt sich der Kaliummangel mit Kaffeesatz (leicht sauer, deshalb gut für Tomaten) oder mit verdünnter Milch (Milchbeutel mit Wasser auspülen und damit giessen).