Erstaunlich, wie viele Blumen trotz des wechselhaften Septemberwetters noch blühen. Die Kornblumen (Centaurea cyanus) trotzen dem Herbstwetter. Immer wenn ich sie entsorgen will, finde ich irgendwo wieder eine halboffene Knospe, so dass ich ihnen wieder eine Gnadenfrist einräume. Allerdings geht das nur so lange, weil ich ihre Blütezeit künstlich verlängert habe, indem ich Tag für Tag konsequent alles Verblühte entfernt habe. Das heisst allerdings auch, auf eigene Samen zu verzichten. Das gleiche Rezept habe ich bei meiner roten Balsamine (Impatiens balsamina) angewendet und sie hat tatsächlich noch ein paar Knospen geschoben. Aber geöffnet haben sie sich bis jetzt nicht. Noch hoffe ich auf ein paar sonnige und warme Oktobertage.
Die Portulakröschen (Portulaca grandiflora) haben ebenfalls durchgehalten, auch wenn ihnen der Regen sichtlich zu schaffen macht. Der Dauerregen erschlägt jede offene Blüte innert Stunden und hinterlässt eine glitschige braune Masse. Aber gleich geht unverdrossen die nächste Knospe auf, hält dem grauen Herbstag ihr strahlendes Weiss, Gelb oder Rosa entgegen. Am zähesten sind aber eindeutig die Löwenmäulchen (Antirrhinum majus). Sie blühen trotz Regen und Kälte, wie wenn es noch Sommer wäre. Zur Zeit erfreuen sie mich mit drei verschiedenen Rottönen, von Hellrot über Orangerot bis zum samtigen Dunkelrot.
Eine Überraschung ist die Schwefelkosmee (Cosmos sulphureus): Im Hochsommer, ihrer eigentlichen Blütezeit, war sie so kümmerlich, dass ich sie schon entsorgen wollte. Doch dann hat sie den grossen Topf von den Adonisröschen geerbt, deren Zeit definitiv vorbei war. Der Sonnenschein im August trug das Seinige dazu bei und plötzlich schoss das Pflänzchen in nie gesehene Höhen und schob Dutzende von Knospen. Gerade als die ersten Blüten sich öffneten, setzte der nasskalte September ein und ich fürchtete, dass die Knospen ungeöffnet erfrieren und verfaulen könnten. Doch siehe da: Tag für Tag öffnet sich mindestens eine der Blüten. Schwefelkosmeen habe ich übrigens im Freilichtmuseum Ballenberg gesehen. Dort wachsen sie in diversen Bauerngärten und werden mannshoch.
Ansonsten ist die Saison wirklich vorbei. Es rächt sich, dass ich mich nie gross um Herbsblumen wie Astern und Erika bemüht habe und dass die Hornveilchen dieses Jahr gar nicht gediehen sind. Die Prachtwinden (Ipomoea purpurea), die ich vor allem für die Samenernte stehen lasse, schieben ab und zu noch eine Blüte. Meine Tagetes (Tagetes patula Ehrenkreuz), die Ende August trotz (oder vielleicht wegen) regelmässiger Wassergaben plötzlich ganz dürr und braun waren, haben sich zwar wieder etwas erholt und grünes Laub und Knospen geschoben, aber die paar zaghaften Blümchen, die ich jetzt sehe, sind ein Abklatsch dessen, was ich in der Hochsaison hatte. Arge Verspätung haben auch die Ringelblumen (Calendula officinalis), erst ab Mitte August blühten zuerst die gelben und dann die orangeroten. Bis heute haben sie damit nicht aufgehört, auch wenn das Kraut inzwischen ganz vergilbt ist.
Trotz des widrigen Wetters ziehe ich bereits wieder Pflanzen fürs nächste Jahr. Wenn ich ehrlich bin, dann ziehen sich gewisse Pflanzen eigentlich selber. Die rauhe Nelke (Dianthus armeria), die bei mir wie Unkraut wächst, hat sich schon wieder ein paar Töpfe gesichert. Und erst vor ein paar Tagen habe ich festgestellt, dass unterhalb der Schwefelkosmee ein paar Adonisröschen (Adonis aestivalis) gekeimt haben. Meine Walderdbeeren (Fragaria vesca) in ihren Hängern machen so zahlreiche Ableger, dass ich es nicht übers Herz brachte, sie alle im Leeren hängen zu lassen. Nun gibt es nicht nur zwei Töpfe mehr, sondern auch mehrere Pflänzchen in Torftöpfchen, die ich vermutlich aus Platzmangel bald verschenken werde. Aber an den Wochenenden war das Wetter nie genug gut, dass ich sie auf das Geschenkmäuerchen hätte stellen können. Und dank meinem Honeypot, einer grossen Schale, in der ich wuchern lasse, was der Wind mir an Samen zuträgt, bin ich inzwischen Besitzerin mehrerer Purpurglöckchen (Heuchera x brizoides). Die zwei grossen, kräftigen Pflanzen habe ich in der Schale belassen, neben den Strauchrosen, die mir ebenfalls zugeflogen sind. Drei weitere Keimlinge sind vorläufig in Saattöpfchen umgezogen, bis ich über ihr weiteres Schicksal befinde.
Gestern habe ich in den Torftöpfchen mit der Herbstsaat ein paar erste Keimlinge gesehen, bei denen es sich um Prachtkerzen (Gaura lindheimeri) und Mittagsblumen (Delosperma cooperi) handeln könnte. Die Keimblättern sind allerdings noch keinen Millimeter gross, da ist die Bestimmung noch schwierig. Die in einer Saatschale angesähten Hornveilchen und Stiefmütterchen lassen sich dagegen nicht blicken. Einige mehrjährige Neuzugänge hätschle ich ja schon den ganzen Sommer lang für die nächste Saison: Karthäusernelken (Dianthus carthusianorum) und pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia). Die zwei kräftigen Blattrosetten der Glockenblumen freuen mich besonders. Ich habe die Samen von Pflanzen, die am Strassenrand wuchsen. Die Mutterpflanzen mussten inzwischen der Grossbaustelle auf dem ehemaligen Schlachthausareal weichen.
Falls Sie es übrigens noch nicht gemerkt haben sollten – hinter den Links stecken Kulturanleitungen im PDF-Format. Und die vollständige Liste aller von mir zusammengestellten Kulturanleitungen finden Sie hier. Diese Liste ergänze ich seit kurzem übrigens auch mit Bildern von Keimlingen, damit man das Grünzeug, das aus Samen spriesst, auch rechtzeitig identifizieren kann.