Der Wetterbericht liegt wieder einmal ziemlich falsch, statt des versprochenen nasskalten Wetters treiben mich Sonnenschein und milde Temperaturen auf den Balkon. Endlich wieder eine Gelegenheit, an meinem Blumenblog weiterzuschreiben.
Noch präsentiert sich mein Balkon erstaunlich farbenprächtig: Feuersalbei (Salvia splendens) und ein Löwenmäulchen (Antirrhinum majus) liefern sich ein Duell um das kräftigste Rot. Auch die Balsamine (Impatiens balsamina) kommt ganz in Rot daher, aber etwas heller und gedämpfter. Dafür schlägt sie mit der Zahl ihrer Blüten die anderen beiden. An Farbintensität werden sie allerdings alle drei von der Wunderblume (Mirabilis jalapa) geschlagen, sie wartet mit dem pinkigsten Pink auf, das man sich denken kann. Heute ist ihr das Wetter zu trüb, keine der noch vorhandenen Blüten mag sich öffnen. Auch die Zinnien (Zinnia violacea) halten durch, schieben gar immer wieder neue Blüten. Die rote ist am kräftigsten, die rosane wirkt noch am frischesten. Nur die weisse scheint sich allmählich zu verabschieden.
Auch Blau ist noch vertreten: Zwei meiner Kornblumen (Centaurea cyanus) haben entgegen der Lehrmeinung in allen botanischen Ratgebern bis Mitte Oktober durchgehalten. Vor allem eine weist noch fast ein Dutzend Blüten auf und mehrere Knospen. Geholfen hat sicher, dass ich die verblühten Körbchen immer gleich abgezupft habe. Letztes Jahr habe ich es mit dieser Methode geschafft, dass Schnee auf den letzten Kornblumen lag! Für Überraschung hat auch der Rittersporn (Consolida regalis) gesorgt: Er war, wie es sich gehört, Ende Juli abgeblüht. Ich liess ihn stehen, um die Samen zu ernten. Und plötzlich, nachdem ich die letzten Samenkapseln abgezupft hatte, erschienen bei fast allen Pflanzen wieder Knospen. Jetzt, Mitte Oktober, stehen mehrere Pflanzen wieder in voller Blüte und erfreuen mich mit Weiss- und Blautönen. Ähnlich war es übrigens bei der Purpurwinde (Ipomoea purpurea). Auch diese Pflanze raffte sich nach der Samenernte zu einer zweiten Blüte auf. Allerdings war es nach zwei Wochen vorbei mit der purpurnen Pracht.
Noch mehr Weiss gibt es dank des Schleierkrautes (Gypsophila elegans). Zwar habe ich es versäumt, jeden Monat wieder eine neue Generation zu säen, wie es empfohlen wird. Aber dank des warmen Frühlings war dieses Jahr alles etwas schneller und Gypsophila hat gleich selbst für Nachwuchs gesorgt: Die Samenproduktion war so üppig, dass fast in jedem meiner Töpfe irgendwo noch ein Schleierkraut spriesst. Die meisten sind noch so klein, dass sie es in diesem Jahr kaum noch bis zur Blüte schaffen werden, aber einzelne blühen bereits.
Mein Topf Hornveilchen (Viola cornuta), der den ganzen Sommer lang vor allem durch üppigen Mehltau-Befall hervorstach, hat sich im feuchteren Wetter der letzten Tage erholt, der Mehltau ist fast ganz verschwunden. Stattdessen ein Meer von Blüten in Gelb, Weiss und Blasslila. Gelb ist ansonsten auf dem Rückzug: ein letztes verkrüppeltes Blüten-Exemplar meiner Schwefelkosmee (Cosmos sulphureus) hat ihr Todesurteil besiegelt. Auch das Sonnenauge (Heliopsis helianthoides) hat zweifellos seine besten Tage hinter sich, ein einziges Exemplar mit vertrocknetem Körbchen und ausgeblichenen Zungenblüten hat sich gehalten. Desgleichen die Färberkamille (Anthemis tinctoria), die doch auf Papas Grab immer noch in voller Pracht steht. Ein einziger Knopf leuchtet noch gelb. Allerdings sehen die abgeblühten Köpfchen in Braun auch ganz hübsch aus. Die gleiche Farbkombination, Braun-Gelb, findet sich auch beim Husarenknopf (Sanvitalia procumbens). Den ganzen Sommer lang waren sie eher kümmerlich, doch jetzt wuchern sie wild in alle Richtungen.
Zwei Neuzugänge gab es noch: Aus zwei fingerlangen Stecklingen habe ich erfolgreich ein rosanes und ein weisses Portulakröschen (Portulaca grandiflora) gezogen. Ein seltsames Pflänzchen mit seinen fleischigen Blättern und seinen Blüten, die tatsächlich einem Buschwindröschchen verblüffend ähnlich sehen. Schliesslich ist aus den Stiefmütterchen-Samen (Viola wittrockiana), die ich bereits im Mai gesetzt habe, doch noch etwas geworden. Erst jetzt zeigt es seine ersten violett-gelb-braunen Blüten. Die sind dafür von ansehnlicher Grösse, so wie die Blätter auch. Es lohnt sich wohl, ihm doch einen grösseren Topf zu spendieren, es ist ja eine mehrjährige Pflanze.
Tja, ganz so falsch lag der Wetterbericht doch nicht. Inzwischen ist die Sonne hinter dem Nachbarhaus verschwunden und es ist empfindlich kühl, so dass ich zurück in die Wohnung flüchte. Aber ich habe ohnehin alle meine Lieblinge durch, nur ein paar Fotos fehlen noch. Wäre doch eine Gelegenheit, meine neue Spiegelreflex-Kamera zu zücken. Sogar tethered shooting (Fotografieren mit dem Computer) ist damit möglich. Aber das ist ein ganz anderes Kapitel, auf das ich vielleicht in einem anderen Blog zurückkomme.