Seit dem letzten Beitrag hat sich einiges getan: Zwar nicht mehr im April, aber gleich in den ersten Maitagen hat sich tatsächlich die erste blaue Kornblumenblüte geöffnet (Centaurea cyanus). Aktuell stehen alle vier Pflanzen in voller Blüte, schon muss ich die ersten verblühten Köpfchen abzuzupfen. Obwohl ich dieses Jahr im Gegensatz zum letzten eine Wildsorte gesät habe, gefällt es auch dieser auf dem Balkon ausgesprochen gut. Der trockene Frühling hat nur zu ihrem Wohlergehen beigetragen. In einem Topf habe ich sie zusammen mit Klatschmohn (Papaver rhoeas) gesät. Auch der ist seit ein paar Tagen aufgegangen. Diese Mischung aus Blau und Rot ist äusserst attraktiv. Allerdings hat der Dauerregen gestern und heute dem Klatschmohn ziemlich zugesetzt.
Kornblumen halten sich leider nur bedingt an die Topfregel, die da heisst: Wenn du einer Pflanze nur einen kleinen Topf spendierst, dann wird sie auch nur eine balkongerechte Wuchshöhe erreichen. Die grösste meiner Kornblumen hat sich inzwischen trotz Topf mit nur 8cm Erdtiefe zu über 60cm Grösse aufgeschwungen. Auch die eine Goldlackpflanze hat sich in ihrem winzigen Saattopf zu 60cm Höhe entwickelt.
Dasselbe gilt für ein UPO (unknown plant object), von dem ich inzwischen die Hoffnung habe, dass es ebenfalls in nächster Zeit blüht und zur Gattung Dianthus gehört. Diese Pflanze ist zwei- oder mehrjährig. Ich habe mehrere Töpfchen von diesem Kraut durch den ganzen Winter geschleppt, obwohl nur eine unansehnlich braungrüne Rosette vorhanden war. Im Frühling ist das Zeug plötzlich wie Minibambus in die Höhe geschossen und überragt mit 75cm sogar die Kornrade daneben. Gespannt warte ich auf die erste Blüte, denn vorher ist es fast nicht möglich, die Art zu bestimmen. Für Wildarten wie Karthäusernelke oder rauhe Nelke ist die Pflanze eigentlich zu gross.
Ein weiteres UPO hat sich inzwischen offenbart: Seit ungefähr 10 Tagen steht eine rot-weisse Bartnelke (Dianthus barbatus) in voller Blüte. Schon vor der Blüte sahen die hellgrünen, stachligen Knospen apart aus, ebenso wie die weiss-grünen Blätter. Allerdings weiss ich nicht, ob die weisslichen Verfärbungen Symptom von irgendeiner Krankheit sind.
Inzwischen blüht auch die erste meiner schwefelfarbenen Cosmeen – Cosmos sulphureus, ausserdem mein Tagetes patula Ehrenkreuz sowie der Feuersalbei (Salvia splendens). Und beim Schleierkraut (Gypsophila elegans) öffnen sich gerade zaghaft die ersten Knospen. Wie letztes Jahr ist die Saat reichlich aufgegangen, so dass ich laufend Setzlinge verschenken musste. Bis jetzt scheine ich dem rosaroten Fluch vom letzten Jahr entgangen zu sein: Noch ist kein Rosa weit und breit zu sehen und auch kein Lila, nur ein Hornveilchen in Violett-Gelb.
Als nächstes wird wohl die gelbe Rose blühen, die Knospen sind schon ziemlich gross. Etwas mehr Zeit lässt sich die Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria): Ihre Knospen wachsen tage- und wochenlang, ohne aufzugehen.
Die Hornveilchen (Viola cornuta) bereiten mir dieses Jahr ziemlich Sorgen: Sie blühen zwar mit der üblichen Ausdauer in Blau, Rot, Gelb. Weiss und Violett-Gelb, aber abgesehen von den violett-gelben habe alle Hornveilchen Mehltau. Anscheinend wird das durch den Wechsel von heissen Tagen und kalten Nächten ausgelöst. Zum Teil ist der Mehltau so stark, dass die Stengel und Blätter eher wie jene der Samtnelke aussehen. Weil sie trotzdem so farbenfroh blühen, konnte ich mich nicht dazu durchringen, sie zu entsorgen. Allerdings sehe ich auch keinen Anlass, denn obwohl sich die Hornveilchen gegenseitig angesteckt haben, scheinen die anderen Blumen abgesehen von einer Rose dagegen immun zu sein.
Auch die ersten Blattläuse habe ich gesichtet, aber bis jetzt habe ich sie mit meiner biologischen Methode ganz gut in Schach gehalten: Wenn ich welche sehe, dann zerquetsche ich sie zwischen den Fingern. Dass die Viecher so blöd sind, sich bei sonnigem Wetter zuoberst auf die Pflanzen zu setzen, begünstigt meine Vorgehensweise natürlich.
In Bezug auf Krankheiten kann ich für den Balkon Wildblumen nur empfehlen: Kornblume, Kornrade, Klatschmohn, Akelei, Venus-Frauenspiegel, Adonisröschen und wilder Rittersporn (Consolida regalis) haben sich bis jetzt von Blattläusen, Mehltau, Rost oder Spinnmilben gänzlich unbeeindruckt gezeigt. Auch in Bezug auf Substrat, Dünger oder Wasserverbrauch sind die meisten von ihnen deutlich pflegeleichter als die üblichen Industrieprodukte, die in Gartenzentren und Supermärkten verkauft werden.